Weißstörche in Norddeutschland
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Tagebuch Hornstorf 2002

Teil 9 von 11


11.07.2002 Am Nachmittag machte ich mich nach einem Gewitter auf den Weg nach Hornstorf. Ich schaute zuerst am Horst vorbei, beide Jungstörche waren anwesend und kümmerten sich um die Gefiederpflege. Ich hatte es irgendwie im Gefühl und fuhr zu einem naheliegenden Feld und hatte tatsächlich Glück. Ich traf beide Altstörche bei der Nahrungssuche. Leider musste ich feststellen, dass das Männchen wieder stark humpelt. Im Frühjahr konnte ich dieses nicht feststellen und war ganz froh, denn ich hatte das Humpeln schon im letzten Jahr, allerdings am Horst beobachtet. Heute konnte ich mir nun endlich erklären, warum das Männchen in letzter Zeit so gut wie nie die Jungen gefüttert hatte. Jeder Schritt scheint schmerzhaft, zumindest mühsam zu sein. So behindert ist es natürlich sehr schwer genügend Nahrung aufzunehmen, zumal es erst einmal für den Eigenbedarf reichen muss. So kommt es, dass fast nur das Weibchen die Jungen fütterte. Auf dem Feld war das Weibchen die ganzen eineinhalb Stunden schreitend unterwegs und legte einige hundert Meter zurück. Währenddessen hatte das Männchen sich fast eine Stunde sitzend, ruhend verhalten. Nur selten war es schreitend, stark humpelnd bei der Nahrungssuche zu beobachten. Dabei ergab sich eine nette Situation, denn ein Feldhase (Lepus europaeus) lief nah am Altvogel vorbei. Weder Storch noch Hase waren voneinander beeindruckt. Auch von dem kleinen Schwarm Stare (Sturnus Vulgaris) blieben die Altstörche unbeeindruckt und ließen sich nicht stören.

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15.07.2002 Endlich ein schöner Sommertag mit 25°C und starkem Nordostwind. Noch immer bleibt der jüngere der beiden Jungstörche am Horst und trainiert fleißig. Einige Male dachte ich, dass er starten würde. Auch heute war der ältere Jungstorch wieder auf den Feldern, die in Sichtweite zum Horst liegen unterwegs und hat erfolgreich Beute gefangen. Dabei hielt sich der männliche Altvogel immer in der Nähe auf. Auf dem Rückflug zum Horst, konnte ich sehr schön sehen, dass der Jungvogel viel sicherer geworden ist und den Anflug zum Horst fast problemlos meisterte. Noch immer werden die Jungen von der Storchenmutter am Horst gefüttert, sie flog nach kurzem Aufenthalt auf eines der naheliegenden Dächer. Durch den starken Wind sollte es heute anders kommen, der Anflug wurde abgebrochen, und sie flog zu ihrem Partner aufs Feld. Dort angekommen sollte es nicht viel ruhiger als am Horst zu gehen, denn ein Hund auf dem Gelände scheuchte die Altvögel auf. Beide Jungstörche hielten sich ruhend am Horst auf. Auf einmal verhielt sich der ältere Jungvogel anders, er würgte nach drei Versuchen alles aus. Sofort schaute der andere Junge und nahm nur ausgewählte Beuteteile auf, so als ob einiges nicht genießbar war. Ich vermute, dass der ältere Jungstorch bei der selbstständigen Nahrungssuche etwas gefressen hat, was nicht bekömmlich war. Am heutigen Nachmittag wurde das Gerstenkornfeld unterhalb des Horstes von einem Mähdrescher abgetragen, die Staubentwicklung war wirklich groß. Der ältere der Geschwister flog fort und hielt sich in der Nähe zu seinem Vater auf, der einige Zeit zuvor kurz am Horst zu sehen war und gleich weiterflog. Später kam das Weibchen zum Horst zurück und flog auch nach wenigen Sekunden zu den anderen beiden Familienmitgliedern. Ich hatte das Gefühl, dass es den etwas unsicher wirkenden Jungen mitziehen wollte. Leider ohne Erfolg, so wird es noch ein wenig dauern, bis alle vier gemeinsam unterwegs sein werden.

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20.07.2002 Als ich am Horst ankam, war ein Storch anwesend. Nichts Ungewöhnliches, so schien es, aber bei genauem Hinsehen, stellte ich fest, dass es sich um den männlichen Altstorch und nicht wie in letzter Zeit üblich, um den jüngeren der beiden Jungstörche handelte. Die Jungstörche waren zusammen mit ihrer Storchenmutter unterwegs. Die Felder hinter dem Horst waren noch immer von dem schweren Unwetter der vergangenen Tage überflutet. Ich konnte, als das Männchen zu einem der überfluteten Felder flog, am Feldrand unterhalb des Horstes die beiden Jungstörche beobachten. Sie verhielten sich ruhig und waren mit der Gefiederpflege beschäftigt. Später machten sie sich auf, um im flachen Wasser Nahrung zu suchen. Ohne Erfolg und die beiden flogen zu Ihren Eltern, die sich ein Feld weiter aufhielten. Nun konnte ich das erste Mal die ganze Storchenfamilie zusammen bei der Nahrungssuche beobachten. Nur schade, dass das Geschehen sehr weit weg war und das Wetter nicht so richtig fotogen war, denn bei etwa 20°C war es stark bedeckt. Um die Mittagszeit flogen plötzlich die anderen auf den Feldern anwesenden Vögel, wie Stare (Familie Sturnidae), diverse Möwen (u.a. Lachmöwe / Larus ridibundus) und Bachstelzen (Motacilla alba alba) auf und es waren Krächzlaute zu hören. Zwei junge Graureiher (Ardea cinerea) flogen im Tiefflug über die Felder und gaben die typischen krächzende Laute von sich. Die Störche verhielten sich währenddessen ruhig und warteten das Geschehen ab. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, kam ein Fremdstorch vorbei, und die beiden Horstbesitzer kehrten zum Horst zurück. Ein kurzer Aufenthalt, denn nachdem der fremde Storch abgedreht war, flogen beide Altstörche wieder zu ihren Jungen auf die Felder zurück. Noch immer war der männliche Altvogel am Humpeln und legte im Verhältnis zu den anderen Familienmitgliedern nur kurze Strecken zurück. Einfach sind die Jungstörche von den Eltern zu unterscheiden, denn noch immer sind die Beine und Schnäbel der Jungen dunkel und werden erst nach etwa einem Jahr rot. Beide Jungvögel begleiteten meist die nahrungssuchende Mutter, so lernen sie welche Beute genießbar ist und wo diese schnell zu finden ist. Nach und nach werden die Jungen selbstständig und halten sich nur noch selten am Horst auf. Zur Übernachtung kehren die Jungen zum Horst zurück und die Altvögel halten sich meist auf den Dächern in der Nähe zum Horst auf. Nur noch selten werden die Jungen von den Eltern am Horst gefüttert.

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