Weißstörche in Norddeutschland
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Storchenpflegestation

Ort: Wildpark Eekholt, Großenaspe, Schleswig-Holstein


Kann einem pflegebedürftigen Weißstorch vor Ort nicht geholfen werden, nimmt der Wildpark Eekholt (24623 Großenaspe, Schleswig-Holstein) gerne den Großvogel in seiner Pflegestation auf. Diese besondere Aufgabe des Wildparks sorgt für den Artenschutz freilebender Vögel, in Ausnahmefällen auch Säugetiere. Verletzte Tiere können hier ihre gesundheitlichen Probleme auskurieren. Zurückgebliebene Jungtiere die in die Station kommen, können hier aufgezogen und auf das Leben in freier Wildbahn vorbereitet werden. Dies geschieht ehrenamtlich, wobei eine Unterstützung im großen Maße durch den Förderverein Wildpark Eekholt e.V. dem Park zukommt.

Es werden u.a. verschiedene Greifvögel und Eulen versorgt, wobei die größte Bedeutung der Pflegestation den Weißstörchen zukommt. Wenn zum Beispiel junge Weißstörche aus Nahrungsmangel nicht genügend Reserven für den anstrengenden Flug ins Winterquartier haben, hätten diese in der winterlichen Natur keine Überlebensmöglichkeit. Auch Unfälle kommen häufig vor, so zum Beispiel Flügel- und Beinbrüche, hervorgerufen u.a. durch Stromleitungen und Fahrzeuge. Solche Störche bleiben bis zur nächsten Saison in der Pflegestation und werden auf den Storchenzug vorbereitet. Sie schließen sich in der Auswilderungsanlage den ziehenden Störchen wieder an.

In der Pflegestation sind spezielle Bodennester errichtet, in denen verletzte, flugunfähige Störche unter Aufsicht der Betreuer ihre Jungen aufziehen. Es ist erwiesen, dass auch Jungstörche von flugunfähigen Eltern, dem üblichen, normalen Storchenzug folgen und später selber in freier Natur Junge aufziehen. Diese Erkenntnis ist der Beringung der ausgewilderten Vögel zuzuschreiben. Eine weitere wichtige Aufgabe der Pflegestation.

Die verletzen oder kranken Weißstörche werden in dem extra dafür angelegten Bereich (Hauskoppel/Pflegestation) betreut und gepflegt. Hier halten sich im Schnitt ca. 20 Weißstörche und ca. 6 Schwarzstörche auf. Die meisten können nach der Genesung wieder in die Freiheit entlassen werden. Die für immer pflegebedürftigen Vögel bleiben im Gehege des Wildparks.

Im Wildpark Eekholt sind zum Thema Weißstorch nicht nur eine Lehrschau und das Storchenhaus zu sehen, sondern auch Storchennester, die zur Brutzeit besetzt sind. Es handelt sich dabei um freilebende Weißstörche, die im Wildpark nisten und Jahr für Jahr zurückkehren. Eigenständig versorgen sie sich hauptsächlich außerhalb des Wildparks. Im Jahr 2002 waren insgesamt 15 Storchenpaare, davon 10 Paare mit Nachwuchs zu beobachten. Es wurden 27 ausfliegende Jungstörche gezählt.

Zu jeder Zeit können die Altstörche den Horst verlassen und auf "Nahrungssuche" gehen. Nun ja, viel suchen und weit "schreiten" müssen sie nicht, denn es sind nur wenige Meter bis zu den speziell eingerichteten Futterplätzen, die dreimal am Tag aufgefüllt werden. Der Jungenaufzucht steht so kaum etwas im Wege.

Ich konnte bei der Beringung eines Jungstorches aus aller nächsten Nähe dabei sein. Eine wichtige Aufgabe, denn nur anhand der Ringdaten konnte zum Beispiel auch ich, mehr über den in meinem Storchentagebuch dokumentierten Weißstorch (in Hornstorf) erfahren. Sobald ein Fremdling an den Horst kommt, dazu zählt auch der Storchenpfleger, stellen sich Jungstörche tot, eine angeborene Schutzstellung in der die Vögel flach auf dem Horstboden liegen und den Kopf zu Seite legen. Schaut man sich die Jungstörche genau an, erkennt man anhand der schnelleren Atmung, dass sie ein wenig aufgeregt sind und den Fremden nicht aus den Augen lassen. Nach einer kurzen Gesundheitsüberprüfung, es werden u.a. die Flügel und Beine auf Verletzungen geprüft, kann die Beringung durchgeführt werden. Dabei legt der Storchenpfleger Herr Rose hohen Wert darauf, den Jungstörchen möglichst wenig Stress zu bereiten. Ganz behutsam wird der zu beringende Jungvogel mit einem registrierten Leichtmetallring gekennzeichnet. Während dieser Zeit sind die Elternvögel ganz in der Nähe zum Horst und beobachten das Geschehen. Bereits nach kurzer Zeit können die jungen Störche alleine gelassen werden und sofort kommt einer der Elternvögel und kümmert sich prüfend um den Nachwuchs. Es kehrt am Horst schnell wieder Ruhe ein.

Ein bisher noch nicht beobachtetes Verhalten eines Altstorches konnte Herr Rose bei dem Versuch drei Jungstörche am Horst zu überprüfen feststellen. Der Altstorch stellte sich tot, was bisher nur bei Jungstörchen, aber nicht bei brütenden oder hudernden Altstörchen beobachtet wurde. Normalerweise entfernt sich der Elternvogel sehr zügig vom Horst und kommt erst nach Verlassen der Fluchtdistanz zurück. Die Jungstörche waren erst nach vorsichtigen anheben des Flügels zu sehen. So konnte Herr Rose die Jungstörche kaum überprüfen und hat ihnen weiteren Stress erspart, indem die Überprüfung auf einen der folgenden Tage verlegte.

Alle in diesem Kapitel gezeigten Fotos sind in der freien Natur so gut wie unmöglich. Ich habe die Aufnahmen in der Storchenpflegestation aufgenommen und auch hier unter kontrollieren Bedingungen reichlich Abstand zu den Tieren gehalten. So fühlten sich die Vögel nicht beobachtet oder bedroht und konnten ohne Stress ihren gewohnten Tagesablauf folgen.

Der Wildpark Eekholt liegt in Schleswig-Holstein, im Dreieck zwischen Bad Bramstedt, Bad Segeberg und Neumünster (Autobahn A7 Ausfahrt Bad Bramstedt). Mit seiner 67ha großen Naturfläche und mehr als 700 Tieren (über 100Arten) ist der Wildpark Eekholt als Naturerlebnisstätte zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Im Gründungsjahr 1970 wurde von Dr. h.c. Hans-Heinrich-Hatlapa und seiner Ehefrau Theda die Idee umgesetzt, einen Wildpark zu schaffen, der die einheimische Tierwelt in ihrem natürlichen Lebensraum, sowie in ökologischer Abhängigkeit zwischen Boden, Pflanze und Mensch zeigt und verdeutlicht. Der Wildpark Eekholt wurde kontinuierlich zu einer Naturerlebnis- und Bildungsstätte erweitert. Weitere Informationen, insbesondere über Veranstaltungen bekommen Sie auf der Webseite des Wildparks: www.wildpark-eekholt.de

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn Rose, dem Storchenpfleger im Wildpark Eekholt, und der Wildparkleitung für die freundliche Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken. (Stand 2002)



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