Tagebuch Hornstorf 2002
Teil 7 von 11
19.06.2002 Das Geschehen am Horst sah friedlich aus, und es schien ein ruhiger Storchentag bei 27°C und blauem Himmel zu
werden. Plötzlich schauten alle drei am Horst anwesenden Störche in den Himmel, und die Jungstörche legten sich flach hin. Der
männliche Altstorch begann mit heftigem Abwehrklappern, denn es kreiste ein fremder Storch über dem Horst. Schon nach kurzem
Kreisen flog der Fremde ohne Angriff fort, und es kehrte schnell wieder Ruhe ein. Am späten Nachmittag kam ein wenig Unruhe
bei den Jungstörchen auf, als ein großer Bagger auf dem Neubaugrundstück im Ort die Arbeit aufnahm und die Abgase direkt zum Horst zogen.
23.06.2002 Bei starken Südwestwind (21°C) hielten sich die beiden Jungstörche liegend und nur selten stehend am Horst auf. Auch
das Männchen war ruhend am Horst zu beobachten. Nachdem das Weibchen eingetroffen war, flog wie immer das Männchen fort, und die
Jungstörche wurden gefüttert. Kurz darauf flog auch das Weibchen wieder zur Nahrungssuche los, und es kehrte wieder Ruhe ein.
29.06.2002 Nach einigen regnerischen Tagen konnte ich heute wieder vor Ort sein. Bei starkem Wind und etwa 15°C blieb
es trocken, und die Wolken zogen zügig vorbei. Mittlerweile sind die beiden mit den Altvögeln leicht zu verwechseln, zumindest
ohne Fernglas, denn sie sind nur noch bei genauem Hinsehen zu unterscheiden. Typisch für die Jungstörche sind die schwarzen
Schnäbel und die dunklen Beine. Die Jungen waren längere Zeit ruhend, sitzend zu sehen. Oft wenn der Wind schwächer wurde, standen
beide auf und pflegten sich das Gefieder. Weiterhin war das Flügelschlagen zu sehen, es sieht fast wie Flugübungen aus. Es ist bis
jetzt ein reines Flugmuskeltraining, denn das Fliegen kann nur später im Flug gelernt werden. Das Weibchen kam für wenige Sekunden
zum Horst zurück und flog sofort weiter, so als ob die Jungen mitkommen, oder sich den Start anschauen sollten. Natürlich kann ich das
nicht mit Sicherheit schreiben, es war halt so ein Gefühl. Auch ein weiterer Überflug konnte die Jungen nicht überzeugen, in aller Ruhe
schauten sie sich die Flugschau der Mutter nur an. Kurz darauf hielt sich der Altvogel auf dem Feld hinter den Häusern auf. Die Eltern
kommen nur noch für sehr kurze Zeit zum Horst, um die Jungen zu füttern.
03.07.2002 Das Wetter ist mit viel Regen, Südwind und ca. 14°C seit mehreren Tagen sehr ungemütlich und normalerweise nicht zum
Fotografieren geeignet. Was soll´s, ich wollte auf gar keinen Fall versäumen, wie die Jungstörche trainieren und vielleicht sogar
zum ersten Ausflug antreten. Es wird nur noch wenige Tage dauern, bis sie das erste Mal ausfliegen. Die ersten eineinhalb Stunden
nach meiner Ankunft blieb es trocken, und ich hatte das Glück, dass einer der beiden Jungstörche mit den Übungen begann. Ganz schön
spannend, denn der Wind brachte den Vogel zum Teil ganz schön in Schwierigkeiten. Aber mit viel Geschick konnte er sich für etwa
drei Sekunden in der Luft halten und kam wieder sicher zum Stehen. Nach und nach fing es an zu regnen, und ich hatte das Gefühl, dass
es nicht nur mir unangenehm war. Auf Grund des häufigen Regens in den letzten Tagen ist der Horstboden aufgeweicht, und dementsprechend
dreckig sahen die Jungstörche aus. Kurz nachdem der Nachwuchs vom Weibchen gefüttert worden war, flog es los und machte ganz in der
Nähe einen Zwischenstopp auf einem Dach. So konnte es das Geschehen am Horst beobachten und hatte dabei ihre Ruhe. Auf den Fotos ist
schön zu sehen, wie stark es zum Teil geregnet hat.
05.07.2002 Bereits am frühen Morgen war ich vor Ort, endlich war blauer Himmel, den ich unbedingt ausnutzen wollte. Kurz nachdem
die Jungen von der Storchenmutter gefüttert worden waren, flog sie los und landete auf dem Hausdach ganz in der Nähe zum
Horst. So konnte sie schnell der Unruhe am Horst entfliehen und sich in aller Ruhe das Gefieder auf dem Dachfirst pflegen. Dabei
schaute sie hin und wieder zum Horst und beobachtete das Geschehen dort. Die Jungstörche haben die Zeit mit dem Training der
Flugmuskeln verbracht. Erst als gegen 8Uhr die ersten Wolken aufzogen, wurde es am Horst ruhig. Als ein Fremdstorch in großer
Höhe kreiste, kehrte das Männchen zum Horst zurück und begann sofort mit dem Abwehrklappern. Nachdem der Fremde fortflog, blieb
der Altstorch am Horst und setzte sich zu den Jungen. Etwas ungewöhnlich, aber er wurde von den Jungen nicht belästigt oder gestört
und hatte seine Ruhe. Nach etwa einer Stunde flog der Altvogel langsam fort. Mit langsam meine ich, er flog einige Runden in der Nähe
zum Horst und entfernte sich nur langsam. Dies hing sicherlich mit der fast absoluten Windstille zusammen.