Tagebuch Hornstorf 2002
Teil 4 von 11
13.05.2002 Wunderbares Fotowetter bei ca. 22°C und Windstille. Durch einen nochmals anders gewählten Foto-Standort konnte ich
sicher feststellen, dass es drei Jungstörche am Horst sind. Das Männchen stand die ganze Zeit (bis zur Ablösung) am Horst und
spendete den Kleinen Schatten. Sehr schön konnte ich beobachten, wie die Küken ihren Schnabel offen hielten und gehechelt
haben. Dies tun Störche, da sie ihren Wärmehaushalt nicht über Schweißdrüsen regulieren können. Die drei Jungen sind sehr
aktiv, dabei sind immer wieder das angeborene Klappern, das Bewegen der Schwingen um Gleichgewicht zu halten und ein ewiges
Betteln um Nahrung zu beobachten. Hin und wieder wurde das Jüngste von den beiden älteren Geschwistern geschubst, eine schwere
Zeit für den kleinsten Storch im Nest. Nachdem das Männchen durch das Weibchen abgelöst wurde, ließ sie die Jungstörche
für ca. drei Minuten alleine am Horst zurück. Ich machte mir Sorgen um die Kleinen, denn es ist ungewöhnlich, dass die
Jungen in dieser Phase alleine gelassen werden, da sie völlig schutzlos zurückbleiben. Ich kann leider nicht schreiben, was
das Weibchen in der Zeit gemacht hat, denn es kam ohne Nistmaterial oder Beute zur Fütterung zurück. Vielleicht hat es ein
wenig im Bach getrunken? Ich bewundere die Ruhe der Störche, es scheint ihnen nichts auszumachen, wenn es mal laut in der
Umgebung zugeht. Ich empfand es auf jeden Fall sehr störend, dass die LKWs von der Baustelle der A20 durch den kleinen Ort
fuhren und viel Staub aufwirbelten. Zusätzlich wurde eine neue Airline für den Anflug auf den Flughafen Blankensee
geschult, so flog diese eine Maschine immer wieder den Flughafen an, natürlich im Tiefflug um Hornstorf herum!
16.05.2002 Auch heute war wieder perfektes Fotowetter bei 24°C, und ich konnte endlich alle drei Jungstörche gemeinsam
auf einem Foto festhalten. Es macht einfach viel Spaß, die Kleinen bei ihren Aktivitäten zu beobachten und zu
fotografieren. Die Jungen wachsen sehr schnell heran, und wenn man die aktuellen Fotos mit denen vom 01.05.2002
vergleicht, sieht man sehr schön den Größenunterschied. Heute ist nichts Außergewöhnliches geschehen, ein ganz
normaler "Storchentag". Da die Altstörche zum Fliegen Tageslicht benötigen, verbringen sie gemeinsam die Nacht am Horst.
Dabei ist meist das Weibchen am Hudern und das Männchen stehend oder sitzend am Ruhen.
18.05.2002 Hab ich (natürlich auch die Störche) ein Glück mit dem Wetter, es ist einfach fantastisches Fotowetter bei blauem
Himmel und leichtem Wind mit ca. 21°C. Die drei Jungstörche hielten sich heute die meiste Zeit ruhend im Schatten auf, den der
anwesende Altvogel gespendet hatte. Zur Fütterung wurden die drei Jungen ganz schnell aktiv und kämpften regelrecht um die besten
Happen. Es ist unglaublich, wie schnell die mühsam vom Altvogel mitgebrachte Beute verschlungen wurde. Innerhalb weniger
Sekunden war alles aufgefressen. Danach wurde vom Altstorch das schmutzige Nistmaterial gegen frisches ersetzt und es kehrte
schnell wieder Ruhe ein. Nun kümmerte sich der Altvogel um die Gefiederpflege, dabei werden alle Federn sehr gründlich überprüft
und gereinigt. Selbstverständlich werden auch die Jungstörche nicht vergessen.
22.05.2002 Nach und nach werden die grauen Daunen der Jungstörche immer weißer, und an den Schwingen sind die ersten Federn zu
erkennen. Die drei entwickeln sich gut, wobei der jüngste sichtlich einiges zurückliegt. Das ist zu dieser Zeit eine ganz
normale Entwicklung, und ich gehe davon aus, dass alle drei flügge werden. Die Altvögel lösten sich heute nach etwa zwei
Stunden ab, dies ist darauf zurückzuführen, dass die Jungstörche viel mehr Nahrung benötigen, als zuvor. Bei der Fütterung geht
es immer hektischer zu, sehr schnell ist alles aufgefressen. Für den Beute bringenden Altvogel muss dies eine frustrierende Zeit
sein, denn nach wenigen Sekunden ist die in ca. zwei Stunden gesuchte und mitgebrachte Beute von den Kleinen verschlungen. Es
bleibt für den Altvogel nicht mehr viel nach, denn mittlerweile fressen die Jungen auch größere Beutetiere, die der Altvogel vor
einigen Tagen selber noch fressen konnte. Heute war es aus Südosten sehr windig und mit 26°C fast schon zu warm.