Tagebuch Hornstorf 2002
Teil 2 von 11
29.03.2002 Bei gutem Wetter mit ca. 14°C konnte ich einige Aufnahmen von dem zum Horst zurückfliegenden Storch machen. Im Tiefflug
kam der männliche Altstorch über die Felder geflogen, und kurz vor dem Horst stieg er gegen den südöstlichen Wind zum Horst auf. Diese
Art des Anfluges ist sehr praktisch und kraftsparend, denn durch den Gegenwind kann der Storch schnell aufsteigen und abbremsen. Das
Paar wechselte sich wie üblich nach ca. einer Stunde mit dem Brüten ab. Der brütende Storch wendete etwa alle halbe Stunde das Gelege, so
dass die Eier gleichmäßig warm gehalten werden. Die Nistmulde ist mit weichem Material so gebaut, das die Eier eng und verrutsch sicher
liegen, es ist sozusagen ein Nest im Nest. Auch heute kam es kurz nach der Rückkehr des Partners und dem Begrüßungsklappern zur Kopulation.
30.03.2002 Ich hatte mir die Umgebung rund um Hornsdorf genauer angesehen, um im etwas weiter entfernten Nahrungsgebiet einen der
beiden Störche auszumachen. Leider gelang es mir nicht, den nahrungssuchenden Storch in der etwas hügeligen Landschaft zu
finden. Selbst wenn man in die Richtung des fliegenden Vogels fährt, ist es nur mit viel Glück möglich, diesen wiederzufinden. An
eine Verfolgung eines im Flug befindlichen Weißstorches ist so gut wie nicht zu denken, denn dazu fliegt ein Weißstorch zu schnell
und ändert meist plötzlich die Flugrichtung. Oft bleibt nur die grobe Richtung als Anhaltspunkt übrig, wenn dann auf einem Feld zum
Beispiel ein Traktor zu sehen ist, sollte man auf jeden Fall mal genauer nachsehen, denn dort ist oft ein Storch bei der Nahrungssuche zu finden.
02.04.2002 Am westlich von Groß Grönau liegenden Feuchtgebiet habe ich den männlichen Altvogel gesichtet. Dort war er am
Nachmittag (bei ca. 20°C) im flachen Wasser auf Nahrungssuche und flog gegen 14:30Uhr zum Horst zurück. Das Weibchen flog
kurz darauf direkt über Hornstorf und nutzte dort wie schon so oft den Aufwind. Ich verlor den aufsteigenden Storch im blauen
Himmel aus den Augen. Nach etwa einer Stunde kam er zum Horst zurück und löste seinen Partner nach dem Begrüßungsklappern beim
Brüten ab. Zu dieser Zeit sind selten beide Störche gleichzeitig am Horst zu sehen.
07.04.2002 Bis 16Uhr war herrliches Wetter mit viel Sonnenschein bei ca. 14°C, danach zogen schnell Wolken aus
nordöstlicher Richtung auf. Einer der Altstörche flog südwestlich zur Nahrungssuche fort und kam aus dieser Richtung nach
etwa einer Stunde zurück. Der brütende Storch klapperte, als ob er sagen wollte, "ich übernehme auch die nächste Schicht
und fliege erst einmal weiter, wir sehen uns später", so flog der Partner in nordöstlicher Richtung weiter. Ich nehme stark
an, das es der Partner war, denn es gab keinerlei Anzeichen von einem Angriff oder einer Abwehrhaltung. Das "Abwehrklappern" wird
immer mit heftigen Flügelpumpen, der typischen Abwehrhaltung, vollzogen. Dies war nicht der Fall, und es kam
das "Begrüßungsklappern" zum Einsatz. Hierbei wird meist stehend, aber auch sitzend, der Hals nach hinten gelegt und
geklappert. Nach einer dreiviertel Stunde kehrte der Partner zum Horst zurück und übernahm wie gewohnt die Brut. Regelmäßig
wurde nach ca. einer halben Stunde das Gelege gewendet.
20.04.2002 Auch heute war wieder ein ganz normaler Storchentag ohne besondere Ereignisse. Das Paar hielt sich für längere
Zeit zusammen am Horst auf, dabei brütete das Weibchen, und das Männchen ruhte sich aus. Zu erkennen ist das Männchen am
Ring, den es am linken Bein trägt. Die Ringdaten habe ich leider noch immer nicht entziffern können, denn der Ring ist entweder
gar nicht zu sehen oder nicht zu entziffern, da die Zeichen leider in den Ring eingeprägt und nicht lackiert sind.
27.04.2002 Nach langer Zeit konnte ich endlich wieder vor Ort sein. Das wechselhafte Wetter spielte sogar ein wenig
mit (12°C), trotzdem war nicht nur ich während eines Regenschauers ganz schön nass geworden. Beide Störche hielten sich während
der Zeit am Horst auf und spendeten gemeinsam dem Gelege Regenschutz. Beide pflegten sich nach dem Regenschauer gegenseitig das
Gefieder, und kurz darauf flog das Weibchen zur Nahrungssuche fort. Bisher war kein Jungstorch zu sehen, es wird nur noch wenige
Tage dauern, bis die Jungen schlüpfen. Das Weibchen konnte ich bei der Nahrungssuche auf dem Baugelände der Autobahn beobachten
und fotografieren, für mich ein ungewöhnliches Bild.